Vielfalt richtig verstanden: Auf der Liste der Eislinger CDU kandidiert eine Muslima, welche die protestantische Ethik lebt

Shona Büyük ist in Kirgisistan geboren, hat dort Jura studiert, ist seit 17 Jahren in Deutschland, arbeitet an einer Sonderschule als Lehrerin, spricht perfekt deutsch und kandidiert nun als Muslima auf der Liste der CDU für den Eislinger Gemeinderat. Darauf wurde auch ein kirgisischer Fernsehsender über Instagram aufmerksam und hat nun für drei Tage lang Station in Eislingen gemacht und Shona Büyük einen Tag lang zu den Stationen ihres Alltags begleitet.

80 Länder hat das Fernseh-Team schon bereist für seinen Sender „TV Pyramida“, den „Ersten internationalen Entertainment-Sender Kirgisistans“. In der Sendung „Pyramida“ porträtieren die Reporter Kirgisier, die im Ausland erfolgreich sind. „Die Sendung ist eine der erfolgreichsten und meist gesehenen in dem 7 Millionen-Land in Zentralasien“, erzählen Dooronbek Adakhanov hat mit seinem Kameramann Rushan Kubanyehbek.

Mit der Reportage solle gezeigt werden, dass man es in Europa „mit Fleiß, Arbeit und Anpassung an die Kultur des Landes“ schaffen könne, und man „nicht als Schwarzarbeiter nach Rußland gehen“ müsse, so Adakhanov.

Aus diesem Grunde war seit zwei Jahren auch ein Porträt Lehrerin Shona Büyük geplant. Dass die 38-Jährige nun auch für ein politisches Mandat kandidiert, und das auf einer Liste, die auf den ersten Blick ungewöhnlich zu sein scheint, weckte das besondere Interesse des kirgisischen Senders, weshalb die Journalisten auf ihrem Weg nach Paris einen Zwischenstopp im Eislinger Wahlkampf machten.

Nun berichten die Fernsehleute am 27. Mai im kirgisischen TV davon, dass Wahlen und Kandidaturen ganz anders ist als in ihrer Heimat abliefen. In der zentralasiatischen Republik mit Präsidialsystem werde bestimmt, wer kandidiert, berichtet Sona Büyük, die die Freiheiten und Möglichkeiten in Deutschland daher besonders zu schätzen weiß. Verheiratet ist die zweifache Mutter mit einem türkischstämmigen Eislinger, der ihre Ansichten vollkommen unterstützt und hinter ihrer Entscheidung steht.

Nach Aufnahmen in der Familie, vor ihrem Arbeitsplatz, der Schule, wurde noch am Eislinger Rathaus gedreht, bevor sie während des Verkaufsoffenen Sonntags für mehrere Stunden im Bürgercafé der Eislinger CDU Station machten. Dort wollten sie vom örtlichen CDU-Vorsitzenden wissen, wie es sein könne, dass eine muslimische Kandidatin auf der Liste einer christlichen Partei kandidiere.

Auch wenn Shona Büyük Muslima sei, so verkörpere sie doch die protestantische Ethik geradezu idealtypisch, antwortete Axel Raisch dem Chefreporter des kirgischen Senders auf diese Frage: „Shona Büyük passt sehr gut zur CDU, sie ist eine Bereicherung für uns, sie lebt das Aufstiegsversprechen, ist ehrgeizig, leistungsorientiert und will Deutschland nicht umbauen, sondern weiterentwickeln auf der Grundlage der deutschen Leitkultur.“ Zudem vertrete sie ein wohltuend klassisches Verständnis von Gesellschaft, eine konservative Grundhaltung, die man bei vielen Deutschen heutzutage vergeblich suche, so der Stadtverbandsvorsitzende Raisch weiter.

Im Café der CDU hat sie die Dekoration organisiert sowie das Angebot von Kaffee und Kuchen resolut in die Hand genommen. „Nicht nur kandidieren, sondern auch Verantwortung übernehmen – das ist mein Leben“, sagt Büyük, die es nicht bei einer Kandidatur auf der offenen Liste der CDU Eislingen belässt, sondern auch Mitglied bei den Christdemokraten geworden ist.

Auch die Journalisten aus Kirgisien sind begeistert von Shona Büyük. Reporter Adakhanov verweist auf „Kurmandjan Datka“, die Urmutter der Kirgisier, deren Legende bis heute bei den Menschen im Land präsent sei. Sie sei eine Kriegerin gewesen, die sich ihrem Land und ihren Söhnen geopfert habe. Diese Haltung stecke in allen kirgisischen Frauen, „und in Shona Büyük lebt eine besonders große Seele dieser Frau fort“. Dass Büyük nun woanders lebe, bedauert der Kirgisier dennoch nicht: „Solche Frauen sind wichtig, um unser kleines Land auf der Welt positiv bekannt zu machen. Sie hat ihre Heimat gefunden, und ich wünsche ihr, dass sich ihre Wünsche und Hoffnungen erfüllen werden“. Sie trage Kirgisistan noch im Herzen habe sich aber komplett integriert, das Leben und die Mentalität in Deutschland angenommen.

Shona Büyük lässt sich auf kirgisisch interviewen, auch wenn sie die Sprache nur gebrochen spricht. Ihre Muttersprache ist russisch, die zweite Amtssprache in Kirgisistan – doch aus politischen Gründen möchte sie das nicht. Sie sei gegen den Krieg, für den sie nicht das russische Volk, sondern „einen Mann“ verantwortlich macht. Sie würde sich wünschen, dass bei politischen Themen nicht das ganze Volk erwähnt werde, sondern Personen, die für diese Situationen verantwortlich seien.

Sollte Büyük den Einzug ins Eislinger Rathaus schaffen, hat sich das Fernsehteam für den Sommer zu einem weiteren Besuch bei der dann frischgebackenen Stadträtin angekündigt. Jetzt ging es für die kirgisischen Journalisten jedoch erst einmal weiter nach Paris, Kopenhagen, Oslo und Trondheim.

Da die CDU etliche Kandidaten mit Migrationshintergrund auf ihrer Liste hat, kamen die Reporter auch mit weiteren Christdemokraten auf Russisch ins Gespräch, etwa mit Ernst Staudinger, der vor vielen Jahrzehnten mit seiner Familie nach Deutschland übergesiedelt ist und heute bei der Firma Strassacker als Patineur arbeitet oder Regine Proschwitz, die in der Gastronomie der „DDR“ tätig war und sich nun im Eislinger Stadtseniorenrat engagiert.

Ein weiteres Beispiel ist Milos Vujicic, der es mit einer beeindruckenden Geschichte trotz schwierigen Startbedingungen und etlicher Hürden, jedoch mit Willen, Leidenschaft und Können zum erfolgreichen Sternegastronom geschafft hat. Und, der zusammen mit dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Hans Jörg Autenrieth die Idee des sehr gut ankommenden Bürgercafés in Eislingen geboren hat.

„Die CDU Eislingen lebt Vielfalt und redet nicht nur davon“, betont Pressesprecher Andreas Gruß. Vielfalt gelte es richtig zu verstehen und zu leben. „Vielfalt heißt für die CDU nicht Beliebigkeit, sondern konkrete gemeinsame Projekte unter dem Dach gemeinsamer christdemokratischer Grundwerte zu verwirklichen“, so Gruß weiter.


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